Die Schratzengeschichte von Prof. Dr. Blasig

17.03.11

 

 

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Die Geschichte der Schratzenklasse und Allerlei Schratzenabenteuer

Text von Prof. Dr. Blasig aus Wasserburg a. Inn

Das Schratzboot wurde nach dem II. Weltkrieg am Chiemsee konstruiert und gebaut, um den Segelenthusiasten baldmöglich wieder ein regattafähiges Schiffchen anbieten zu können. Der Schratz ist der häufigste Chiemseefisch, weniger geschätzt als die Renke, die man auch als Seeforelle bezeichnen kann. Der Schratz hat viele Gräten und wird daher in den Gasthöfen hauptsächlich als Filée angeboten. Mit dem gefährlichen kleinen Raubfisch ,,Piraya" hat er nichts gemein, obwohl dies in der Segelliteratur schon behauptet wurde. Vielmehr wurde bei den Vätern des Schratzboots zunächst erwogen, die neue Revierklasse ,,Piraya" zu nennen. Wegen der Blutrünstigkeit dieser Raubfische entschied man sich dann für den friedlicher klingenden, wenngleich weniger attraktiven Namen.

 

Auch unser ,,Schratz 152" führte die Silhouette des stacheligen Seebewohners im Segel. Eines Tages zeigte am Ufer ein ortsfremdes Büblein auf unser Segel und sagte zu seiner Mutter: ,,Sieh mal, Mutti, Stachelschwein 152." Ich war schockiert.

 

Das traumhafte Vorbild für die Nachkriegskonstruktion lieferte das Z-Boot, die Zwanzig-Quadratmeter-Rennjolle, welche noch heute ein hohes Kultobjekt darstellt. Wegen der Unmöglichkeit, solche Boote im armen Deutschland der Fünzigerjahre zu finanzieren, schuf man das kürzere Ebenbild mit einem billigen, ebenen Bretterboden, der freilich von der karveelierten Breitseite her nicht zu sehen war. Auf dem Chiemsee segelte damals fast alles Schratz. Regattafelder mit über dreißig Booten kamen zusammen. Noch heute erinnern sich die Segler von damals wehmütig an jene seligen Zeiten, da alle das gleiche, einfache Boot hatten und ohne materielle Unterschiede miteinander regattierten.

Unsere Familie hatte bei Kriegsende die Heimat und damit auch das Boot und alles Andere verloren. Mit etwas Schmiergeld, das auf Umwegen über die Mannschaft beigesteuert werden konnte, ließ unser Vater seinen Schratz etwa anno 1954 bei der kleinen Werft Weber auf der Fraueninsel bauen. Der Vater selbst fuhr immer wieder mit Eisenbahn, Fahrrad und Fähre von München auf die Insel, um selber die Planken auszusuchen usw.

 

Erster Präsident des informellen Schratzseglerverbandes wurde Dr.,,Capo" von Zumbusch, der von seinem Großvater, einem berühmten Bildhauer, den Hof Esbaum am Schafwaschener Winkel (bei Rimsting) geerbt hatte. Vor dem Anwesen führt noch heute hölzerner Steg in den See und zu einem Bootshaus mit dem Atelier des Großvaters im ersten Stock. Das vornehme Bootshaus wäre schon Iängst verfallen und hätte aus Gründen des Naturschutzes nicht mehr erneuert werden dürfen, hätte nicht der Bayerische Landtag dafür in dankenswerter Weise eine eigene ,,Lex Zumbusch" erlassen. An diesem Steg hing Capos stolzer Schratz.

 

Als von Zumbusch zur Deutschen Bank nach Frankfurt wechselte, wurde unser Vater Paul Blasig zum Vorsitzenden der Klassenvereinigung gewählt, etwa im Jahre 1956. Der Vater war begeisterter Tourensegler und Regattasegler zugleich. Sieben mal war er vor dem Krieg mit seiner H-Jolle von Breslau zur Ostsee gesegelt. Flußauf kam das Boot jeweils als Deckfracht auf einem ,,Eiler", einem motorisierten Flußfrachter zurück. Nun, auf dem Chiemsee, war hauptsächlich das Regattasegeln angesagt. Mit seinem Vorschoter Georg Klappauf, mit dem er anno 1938 Deutscher Vizemeister geworden war, gewann er viele Preise, ersatzweise auch mit mir an der Vorschot. Schorsch Klappauf gab erst voriges Jahr, neunzigjährig, das Segeln auf. Vater war ein überaus nervöser Skipper. Nur der Schorsch wußte ihn zu nehmen und zur rechten Zeit zu bändigen. Bekannt geblieben ist folgende Geschichte: Vater wollte am Ende einer Regatta protestieren, hatte aber das dafür erforderliche farbige Fähnchen nicht an Bord. Also nahm er den weißen Regattastander, ritzte sich am Handgelenk ein wenig auf und malte auf den weißen Stander ein rotes Kreuz.

 

Schratzbootregatten wurden auch auf dem Waginger See, auf dem Siemssee, auf dem Starnberger und dem Bodensee gesegelt, und immer wieder mußte ein Autobesitzer gefunden werden, der Trailer und Boot zur nächsten Regatta schleppte. Einmal blieben Vater und ich für eine Woche zum Tourensegeln auf dem Bodensee. Schließlich konnte doch wieder ein eigener Wagen, ein gebrauchter VW, angeschafft werden, und die Dinge wurden einfacher. Mich zog es schon bald auf den sagenumwobenen Gardasee. Mit Vaters Segen schleppten mein Vorschotmann Curt Engelhardt aus Trostberg und ich das Boot über die Landstraßen nach Oberitalien. Die Brennerautobahn gab es damals noch nicht. Wir mußten uns durch alle Dörfer und Städte fädeln. Wegen meiner weißen Kapitänsmütze salutierten die Wächter an den Grenzen und die Schildwachen vor den Kasernen. In Südtirol hielten immer wieder die Bersaglieri unser Gespann an und untersuchen Wagen und Boot wegen der Sprengstoffanschläge der freiheitsliebenden Südtiroler: ,,Dinamiti? Dinamiti?" An der Tankstelle schossen die Lehrjungen nur so herbei in der Annahme, daß wir zu den Olympischen Segelregatten im Golf von Neapel unterwegs seien. Wir wurden fürstlich bedient. Ein Segelboot auf einer Straße war damals ein sehr ungewöhnlicher Anblick.

 

Der Gardasee wird, wie zwei, drei andere Queralpenseen, mit einem regelmäßigen Schönwetterwind, der Ora, bedient. Bei San Vigilio, wo der See schmal wird, beginnt die Ora ziemlich sanft und steigert sich vor Riva bis zu sechs Beaufort. Ein wunderbares Segelrevier. Die winzigen Häfen inmitten der Uferstädtchen genügten für unser kleines Boot. Andere Tourenyachten gab es praktisch nicht. Der Anblick unseres Schratzboots wirkte elektrisierend auf die Italiener. Viele kamen im Laufschritt angerannt und fragten:,,E questa la Rennjolla?" oder nach dem Preis. Mit einer 20er-Rennjolle hatte Segelfreund Krieger von der Fraueninsel das Jahr zuvor die Centomilia gewonnen und das segelstolze Italien in eine Identitätskrise gestürzt. Wir konnten uns nur an einer Nachtregatta vor Garda beteiligen und in der classe libera den zweiten Platz erringen. Nach dem Start im Finstern fuhren wir sogar als erstes Boot vor dem riesigen Regattafeld her, wußten aber nicht, wohin es gehen sollte, da es weder Karten noch Segelanweisungen noch Lichter gab. Nur nach dem Ohr konnten wir, wenn irgendwo eine Bugwelle zu hören war, dem aufkommenden Konkurrenten vor die Nase rauschen. Erst als uns einige Italiener überholt hatten, flammten die Flak-Scheinwerfer auf und leuchteten die erste Wendeboje an. ,,Siamo italiani." Wir übernachteten auch an Bord. Luftmatratzen und Schlafsäcke führten wir in einem einigermaßen wasserdichten Sack mit, der tags im Vorschiff verstaut wurde. Wir fühlten uns glücklicher als jemals zuvor und danach, und ich wiederholte den Törn andere Jahre mit anderen Vorschotern. Vater, Schorsch und Tochter folgten uns auf unserem Weg durchs Wasser. Jedes Jahr war ein Landausflug nach Verona obligatorisch, Besuch der Stagione Lirica in der antiken Arena. Die größten Opernstars ohne Mikrofon auf riesiger Freilichtbühne vor zweiundzwanzigtausend Zuhörern: Maria Callas als Aida mit einem lebenden Elefanten im Triumphzug, Birgit Nielson als Turandot, Luciano Pavarotti als Pinkerton. Zu Pavarottis Zeit segelte ich jedoch nicht mehr mit dem Schratz, sondern mit späteren Booten auf dem Lago di Benaco, unter anderem mit einem Tornado.

 

Wer mit einer Jolle auf dem Gardasee segeln will, muß sich auf das Ärgste gefaßt machen. Weder ein Blauwassersegler noch ein Binnensegler im Flachland kann sich ein Bild machen von den Stürmen auf dem Gardasee. Binnen weniger Sekunden kann aus dem blauen Himmel über einem der Seitentäler Sturm mit Stärke zehn herunterdreschen. Wer da noch einen Meter Segel am Mast hat, ist verloren. Irrtum in der Windstärke ist ausgeschlossen: Erst bei zehn Beaufort überzieht Gischt die Wasserfläche, so daß von dieser nichts mehr zu sehen ist. Der Wind dreht möglicherweise nach einigen weiteren Sekunden um 180 Grad und weht mit doppelter Stärke aus der Gegenrichtung. Orkan bei blauem Himmel, Felswände beiderseits. Manchmal kündigt ein zartes Nebelband von dreißig Kilometern Länge am Fuß des Monte Baldo das Unheil. Doch dieses Nebelband kann sich erst einmal zehn Tage lang verdichten, ehe der Sturm losbricht.

 

Mich zog es überdies auf das Meer. Der erste Blauwassertörn führte von Mestre aus durch die Lagune von Venedig, nordostwärts der Küste entlang und über die Bucht nach Triest, ohne Hilfsmotor, ohne Seekarte, ohne Kompaß. Bei Einbruch der Dunkelheit steuerte ich einmal irgendwo in eine Flußmündung. Backbords auf dem Deich stand einsam ein kleiner Junge und rief:, ,Ciao barca vela!" Motto für ein ,,Zweites Leben" neben dem stressigen Dienst des Praktischen Theologen, Ausgleich während der Theologenverfolgung unter dem Doppelgestirn Woityla-Ratzinger.

 

Von den erfahrenen Mittelmeerkapitänen im Chiemsee Yacht Club und anderwärts wurde ich nach jenem Törn entsprechend gescholten. Doch für ihre Art zu segeln fehlte mir, dem Studenten und später dem anno dazumal schlecht bezahlten Kaplan, das Geld.

 

Im nächsten Jahr startete ich von Abazia, Opadija, aus in die Inselwelt von Dalmatien. Hier sicherten uns keine jollenfreundlichen Badestrände. Steil und abweisend empfing uns das Westufer der Insel Cres, Cherso. Beim Fähranleger von Jablanac wollten wir über Nacht liegen bleiben. Doch es gab dort keinen Hafen. Die zahlreich am Ufer stehenden Soldaten wiesen uns nach Süden, zum fernen Hafen von Cres-Stadt. Wir schafften die Strecke im letzten Abendlicht. Durch den Kanal von Osor zur türmereichen Insel Rab. Zu essen bekam man nur im gammeligen Staatshotel am Ende des Hafenkais. Obst war nebenan auf dem Marktplatz erhältlich, ohne Tüte allerdings. Zum Einpacken gab es nur Zeitungspapier, schwierig, wenn man damit an Bord gehen will. Touristen ließen sich in den Fünziger-, Sechzigerjahren erst spärlich sehen. Das herrliche Sonnenland verschmachtete unter der eisernen Faust des Kommunismus. Alle Führungspositionen befanden sich in der Hand ungelernter und unfähiger Serben mit Parteibuch. Die Bewohner der nördlichen Inseln sprachen nur italienisch, verstanden ihre chaotischen Herrscher nicht und priesen (und preisen noch heute) als ihr Goldenes Zeitalter,,il tempo sotto l´Austria", obwohl sich nach dem Zerfall Jugoslawiens natürlich vieles gebessert hat. Im Hafen von Rab erwischte am ersten Abend unser Schratzboot die Bora. Der Hafenmeister hatte uns einen Platz am Kai östlich der Einfahrt mit Grundanker und Mooring zugewiesen. Das Boot lang mit dem Bug zur Pier. Wir begaben uns an den Molenkopf und bestiegen eines der Fährboote, die damals unter Motor die schmale Hafeneinfahrt überquerten. Während wir für eine Minute auf dem Vorschiff der kleinen Fähre standen, war plötzlich ein kühler Hauch aus Nordost zu spüren, gleich darauf der volle Starkwind mit etwa sechs Windstärken. Sofort riß die Mooringleine unseres Bootes, die Steuerbordseite wurde gegen den Kai geschleudert. Ich beschwor verschiedene Fährleute, mich gegen reichlichen Lohn über die Einfahrt zurückzufahren, doch keiner war dazu bereit. Ich, der Unsportliche, mußte mich in Trab setzten und den ganzen großen Hafen im Laufschritt umrunden. Wo der Vorschotmann war, weiß ich nicht mehr. Dem Boot war jedoch nichts geschehen, nicht der kleinste Kratzer. Eine Reihe von Passanten hatten sich augenblicklich auf die Kante der Kaimauer gesetzt und hielt das empfindliche Holzboot mit den Füßen ab. Ich konnte mich nur dazusetzen. Nach einiger Zeit kam ein Motorboot der Hafenkapitanerie und schleppte uns in die nordöstliche Ecke. Auch die Bora kommt ganz plötzlich, nur überschreitet sie im Sommer die sechs bis sieben Windstärken nur selten. Daß sie unsere Jolle auf dem offenen Meer nicht erwischte, ist nur unserem ,,Glück" zu verdanken, was immer das sein mag. Wir waren keine mutigen Sportsegler, sondern jung, dumm und wahnsinnig, Greenhorns. Wir hatten nur Glück, alle Jahre wieder.

 

Einmal riß ich mitten im offenen Quarner mischen Capo Promontore und Cres bei windschwacher Hitze plötzlich das Ruder herum. Mitten auf dem Meer, wo das Wasser laut Karte über vierzig Meter tief war, hatte ich ganz nah den felsigen Meeresgrund erblickt. Die Aufregung war umsonst. Nur war das Wasser so klar, daß man deutlich und bunt den Grund in dieser großen Tiefe sehen konnte. Das gibt es heute nicht mehr. Damals war diese Gegend auch so einsam, daß wir an manchen Tagen kein anderes Wasserfahrzeug zu sehen bekamen, kein Fischerboot, keinen Frachter, erst recht keine Fähre.

 

Vater starb 1965 im Alter von 64 Jahren an einem alten Herzleiden. Ich wurde von den verbliebenen Schratzseglern zum dritten und letzten Vorsitzenden gewählt. Die Zahl der Schratzsegler war zusammengeschmolzen, da das Boot inzwischen technisch überholt war. Man konnte nun auch Boote aus formverleimtem Sperrholz bauen, hauptsächlich Typ Flying Dutchman. Geschäftsleute konnten sich nun auch Starboote oder 20er-Jollenkreuzer leisten, gebaut von der Bootswerft Huber, die unserem Club angeschlossen war. Unser Vorstand machte kräftig Dampf gegen die Schratzsegelei, weil auf dieser Basis kein internationales Regattawesen aufzubauen war. Neue Bootsnummern (230 und folgende) waren nur noch an die benachbarte Yachtschule des Deutschen Hochseesportverbandes Hansa und an die Bootsverleiher zu vergeben. Schule und Verleiher wußten zu schätzen, daß das Schratzboot geringe Anfangsstabilität aufweist, so daß es kippelig erscheint, aber hohe Endstabilität. Es kentert nicht so leicht. Bootsverleiher lassen wohl noch heute Schratzboote bauen, vergeben aber die Nummern ohne Verband unter sich.

 

Der Schratzseglerverband schlief ein. Ich war vom Tourensegeln auf dem Meer fasziniert, fuhr nacheinander verschiedene Küstensegler und verkaufte das Schratzboot an meinen Vorschotmann Curt, bzw. an seine Schwester, Zahnärztin in Zürich. Schratz 152 blieb auf dem Chiemsee, lag am östlichen Steg der Halbinsel Sassau bei der Gräfin Arco auf Valley. Der Hafenmeister pflegte das Boot und durfte damit segeln. Die Eigentümerin ließ sich kaum sehen, so daß der Hafenmeister als Eigentümer angesehen wurde und ich mehrfach auf Entrüstung stieß, als ich mit Einwilligung der Frau Doktor gelegentlich damit segelte. Wo mag das Boot heute sein?

 

Die Akten des Schratzseglerverbandes bewahrte ich auf, bis das Verkehrsamt von Rimsting sich erbot, die Schratzsegelei wieder zu beleben. Ich übergab die zwei dicken Aktenordner. Heute scheinen diese jedoch nicht mehr zu existieren. Das Verkehrsamt soll einmal (vor etwa zehn Jahren) eine rigorose Entrümpelung vorgenommen haben.

 

Der hier skizzierte Bericht scheint also das Einzige zu sein, was zur Geschichte der verbandsmäßigen Schratzsegelei noch bekannt ist. Über Bauweise und Maße gibt es Informationen beim Freundeskreis Klassische Yachten. Von meinen abenteuerlichen Törns habe ich unseren Schratz immer wieder gut nach Hause gebracht. Nur an der Brennergrenze fuhr ich mit dem Gespann nachts einmal unter einen Lastwagenanhänger und beschädigte das Bb-Deck. Der Vater zeigte sich zurückhaltend, da auch er Ähnliches auf dem Kerbholz hatte.

 

Die Geschichte mit dem Rehbock, die am Chiemsee immer noch die Rund macht, ist nicht meinem Vater, sondern mir passiert und ganz anders als Zeitung und Gerücht wiedergaben. Nach dem Sieg bei einer Regattaserie wollte der Vater am Sonntagabend nicht mehr zur Preisverteilung im Schloßhotel auf die Herreninsel fahren und begab sich beizeiten zurück nach München. Ich hatte Ferien und sollte die Preise in Empfang nehmen. Für das vorgesehene Fährschiff war es jedoch schon zu spät. Ich machte also bei unserem Boot seitlich die Persenning etwas auf und paddelte auf dem kürzesten Wege zur Herreninsel, zum südwestlichen Hochufer, das in vorgeschichtlicher Zeit einmal als Fluchtburg aufgeschüttet worden war. Um auf dem Uferweg die rechte Stelle wieder zu finden, legte ich einen Ast quer über den Weg. Als Preis gab es für den Skipper eine große, schwere Möwe aus Bronce, für den Vorschotmann einen silbernen Leuchter. Die Fliegende Möwe gab ich an der Garderobe ab, der Leuchter leuchtete mir auf meinem Rückweg durch die tiefschwarze Nacht. Plötzlich hörte ich links des Weges Geräusche im Wald. Die Geräusche verstummten, wenn ich stehen blieb. Schließlich erschien im Kerzenschein ein Reh. Wie schön! Doch das Tier senkte den Kopf, die Gewichtel des Rehbocks wurden sichtbar und der Bock ging auf mich los. Ich musste den Leuchter fallen lassen und mit dem Bock auf Leben und Tod kämpfen. Keiner konnte den Anderen sehen. Mit keinem Mittel war der Rehbock zum Aufgeben zu bringen. Schließlich gelang es mir, mich über ihn zu werfen und ihm dem Hals umzudrehen. Jämmerlich erscholl sein Geschrei. Doch als ich nachließ, griff er sofort wieder an. Ich mußte ihn töten.

 

Die staatliche Schlösserverwaltung hatte das stößig gewordene Tier einfach auf der Herreninsel ausgesetzt, wo es sogleich eine Frau angriff, die sich jedoch mit dem Kinderwagen verteidigen konnte... Ich tat mich in der Nacht und ohne Kinderwagen schwerer.

 

Anderen Tags holte ich die Möwe aus Bronce ab. Sie steht noch in meinem Wohnzimmer und findet nicht den richtigen Platz. Es fehlt auch ein Erbe. Wenn jemand Interesse an dem historischen Stück hat, bekommt er es geschenkt. Es könnte als Schratzbootdenkmal dienen. Bronce hält Iänger als Gaboon.

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